So fühlt sich der Nahost-Konflikt im Alltag an

Es ist bereits unsere dritte 360°-Produktion in Israel und sicher die schwierigste, aber auch spannendste. Jetzt ist sie bei Blick publiziert. Mehr in diesem Blogpost.

Trotz internationaler Kritik werden die jüdischen Siedlungen im Westjordanland weiter ausgebaut. Was bedeutet es, ein Leben zwischen Soldaten, Messerstechereien und Zwangsräumungen zu führen? Eine journalistische Geschichte wie gemacht für 360°, findet IntoVR-Reporterin Christiane Wittenbecher.

 

Ein Metallgitter trennt die Altstadt Hebrons vom Rest der Stadt. Omnipräsente Checkpoints und israelische Soldaten. Skeptische Blicke, angespannte Atmosphäre, hin und wieder eine kleine Gruppe von Touristen.

Die einst größte Stadt Palästinas ist im permanenten Ausnahmemodus. Immer wieder kommt es hier zu Konflikten zwischen den palästinensischen Anwohnern und den hier siedelnden jüdischen Hardlinern.

 

In dieser Straße leben die Siedler in den oberen Geschossen, durch einen Maschendrahtzaun getrennt von den unteren, palästinensischen Häusern. Regelmäßig gibt es hier Messerstecherattacken.
In dieser Straße leben die Siedler in den oberen Geschossen, durch einen Maschendrahtzaun getrennt von den unteren, palästinensischen Häusern. Regelmäßig gibt es hier Messerstecherattacken.

Wer sich hier in 360° umblickt, bekommt ein Gefühl dafür, wie angespannt der Alltag hier sein muss. Der Palästinenser Naser Ghulmeh nimmt uns in sein Haus und seinen Laden.

Der Handwerker erzählt uns, er dürfe die Altstadt ohne Erlaubnis der israelischen Soldaten nicht betreten. Außerdem sei es ihm verboten, in Hebron Auto zu fahren, weshalb er schwere Dinge mit Eseln transportieren müsse.

 

Naser Ghulmeh, Palästinenser in Hebron, berichtet VR-Journalistin Christiane Wittenbecher von seinem Alltag in Hebron.
Naser Ghulmeh, Palästinenser in Hebron, berichtet VR-Journalistin Christiane Wittenbecher von seinem Alltag in Hebron.

Nur wenige Kilometer nördlich liegt Jerusalem. Im Ostteil der Stadt leben Muslime und Juden dicht nebeneinander. Besonders angespannt ist die Situation im Stadtteil Silwan, der für beide Religionen ein heiliger Ort ist.

Wir treffen den Palästinenser Zohir Rajabi, der vor kurzem einen Zwangsräumungsbefehl erhalten hat. Er soll ausziehen, weil das Grundstück in jüdischen Besitz sei. Yair Dan, der die Bewegung der Siedler in Silwan anführt, zeigt uns alte Pläne, die das belegen sollen.

Die Synagoge der orthodoxen Siedler liegt nur wenige Hundert Meter vom Wohnhaus des Palästinensers entfernt. Aus israelischer Sicht gehört Ostjerusalem zum israelischen Staatsgebiet, was die internationale Staatengemeinschaft allerdings nicht anerkennt.

 

Der jüdische Siedler Yair Dan (links im Bild) und der Palästinenser Zohir Rajabi (rechts im Bild) reklamieren dasselbe Grundstück für sich.
Der jüdische Siedler Yair Dan (links im Bild) und der Palästinenser Zohir Rajabi (rechts im Bild) reklamieren dasselbe Grundstück für sich.

Eine halbe Stunde weiter östlich in der jüdischen Siedlung Ma´ale Adumim treffen wir die Jüdin Ruthi Barzilai, deren Sohn in Jerusalem Opfer einer Messerattacke wurde. Zwei palästinensische Jungen im Alter von 13 und 15 hatten Noar mit einem Messer in den Hals gestochen.

Der Angriff, den Noar nur nach langem Kampf knapp überlebte, hat die Familie sehr verändert. Ruthi und sein Sohn leben zurückgezogen und noch immer in Angst.

 

Noar (15) und Mutter Ruthi Barzilai in ihrer Wohnung in der Ostjerusalemer Siedlung Ma´ale Adumim.
Noar (15) und Mutter Ruthi Barzilai in ihrer Wohnung in der Ostjerusalemer Siedlung Ma´ale Adumim.

Angst, Terror, Hass. Das Leben ist in diesem kleinen Gebiet rund um Jerusalem ist aus der Ferne betrachtet eigentlich unlebbar. Und doch tun es Menschen wie Ruthis, Naser, Yair und Zohir jeden Tag.

 

Eine Mauer steht in Beit Hanina, einem palästinensischen Viertel in Ost-Jerusaelm. Von hier aus sind es nur wenige Kilometer bis in die palästinensische Stadt Ramallah.
Eine Mauer steht in Beit Hanina, einem palästinensischen Viertel in Ost-Jerusaelm. Von hier aus sind es nur wenige Kilometer bis in die palästinensische Stadt Ramallah.

Die VR-Reportage aus Israel ist jetzt bei Blick, der App des Schweizer Medienkonzerns Ringier erschienen. Die Blick-App kann für iOS und Android-Smartphones kostenlos im App-Store bzw. Play-Store heruntergeladen werden.

IntoVR ist als Produktionsfirma für 360°-Videos Dienstleister für Verlage, Radio-/TV-Sender, im Online-Journalismus sowie für Unternehmen. Das Berliner Medien-Startup setzt auf gutes Storytelling und hochwertige 4K-Bilder. Die Gründer Susanne Dickel und Martin Heller und auch die Autorin dieses Films, Christiane Wittenbecher, geben zudem regelmäßig Workshops in 360°-Video-Storytelling.