Die Arbeitswelt, Shopping, Bildung, Unterhaltung, Gaming, Freunde treffen und mit ihnen etwas erleben – nahezu alle Lebensbereiche sollen künftig in einem Metaverse stattfinden, in einer virtuellen Welt, begehbar mit dem eigenen Avatar. Was ist jetzt schon möglich?
Into-VR-Journalistin Sophie Maaßen und der Gründer der Berliner VR- und Videoproduktionsfirma, Martin Heller, zeigen, was im Jahr 2022 und von Deutschland aus mit der Virtual-Reality-Brille Oculus Quest 2 schon geht. Und was besonders eindrucksvoll ist.
Metaverse im Test: Apps, die einen Vorgeschmack auf die virtuelle Zukunft geben, getestet im Video.
Oculus Quest 2: Was ist schon drin im Metaverse? Das Video.
Wir empfehlen das Video anzusehen, weil Bewegtbild bei diesem Thema anschaulich und überlegen ist. Sie können hier aber auch das Transkript des Beitrags lesen.
Martin Heller: Seit sieben Jahren beschäftige ich mich mit Virtual Reality, aber jetzt, im Jahr 2022, ist das Thema nochmal richtig spannend geworden. Zum einen liegt es daran: Alle reden über das Metaverse. Dazu gleich mehr. Und zum anderen gibt es einfach klare Verbesserungen bei der Hardware und auch einen Ausblick auf neue, noch bessere Hardware. Fangen wir an mit dem Bereich Brillen. Die Oculus Quest zwei hat meine 13-jährige Tochter ausgepackt und in Betrieb genommen. Sie hat das ganz easy und schnell hinbekommen. Ein Kinderspiel offenbar. Ganz spannend übrigens: Sie hat sich zunächst einmal in der Virtual-Reality-Brille das angeschaut, was sie aus der realen Welt kennt, nämlich YouTube. Und da hat sich auch gezeigt, welche enorme Kraft 360-Grad-Videos immer noch haben.
Martins Tochter: Da ist so ein riesiger Elefant. Das ist echt cool.
Martin: Zurück zum Thema VR und dem Metaverse. Das wollen wir heute ausprobieren. Meine Kollegin Sophie testet die Vorläufer des Metaverse, denn das Metaverse an sich gibt es noch nicht. Aber es gibt Experiences, die einem so ein bisschen einen Eindruck davon bieten und zeigen, wie das Metaverse werden könnte. Nachdem Sophie bei uns im Büro zunächst mal Platz geschafft hat und dann mit einem digitalen Laserschwert, dem Controller erst mal einen Spielbereich festgelegt hat, hat sie zum Warmmachen erst mal Beat Saber gespielt. Das erfolgreichste, beliebteste VR-Spiel überhaupt.
Sophie Maaßen: Sehr anspruchsvoll wird es jetzt.
Martin: VR-Chat, die App, die Sophie heute ausprobiert und die einen Vorgeschmack auf das Metaverse geben soll, ist vor allem dazu da, um ja, wie der Name schon sagt, mit anderen Menschen zu chatten, andere Avatare zu treffen.
Sophie: Hello! Ich habe gerade einem Zombie gewunken und er winkt mir zurück. Hier sind jetzt verschiedene Tunnel wie eben, wo ich in diesem Partyraum gegangen bin, glaube ich. Ah, jetzt lädt es immer die neue Welt. Also quasi gehe ich von meiner privaten Welt, das so aussieht wie mein Zuhause, gehe ich jetzt immer in andere Welten. Jetzt bin ich wieder in der realen Welt. Ich war gerade in einem Raum, der sah aus wie eine große Bücherei. Da waren mehrere Avatare, die ich mir auch hätte aussuchen können. Also da war zum Beispiel eine, die sah genauso aus wie ich. Und dann habe ich Leute angesprochen. Ich konnte mit meinen Händen winken. Dann haben die mir teilweise zurück gewunken. Ich konnte auch mit denen sprechen. Ich habe einfach normal geredet und gesagt ‘Hey, what´s up?’ Also alles natürlich auf Englisch. Genau. Und mache haben dann halt geantwortet. Zum Beispiel einer da habe ich also hat er gefragt, wo ich herkomme, habe ich gesagt aus Deutschland. Und der kommt aus Kolumbien und hat mich gefragt, wie es mir geht. Und dann…
Stimme aus dem VR-Chat: Sophie, Sophie, Sophie.
Sophie: Okay, und jetzt fragt er gerade die ganze Zeit ‘Sophie, Sophie, hey Sophie’, was ich sehr gruselig finde.
Martin: Dann mach ruhig weiter die Kommunikation, wenn du magst.
Sophie: Nein, ich finde es zu gruselig. Ich finde es richtig gruselig.
Martin: Was findest du daran gruselig?
Sophie: Ich weiß nicht, dass ich nicht weiß, wer dahinter ist. Also das ist ja so ein Phänomen im Internet, dass man da schon sehr anonym ist. Aber hier finde ich es noch krasser, weil also chatten ist das eine, aber mit Leuten wirklich reden und dann angesprochen zu werden, das fühlt sich halt so real an und ich würde ja auch ungerne die ganze Zeit wollen, dass jemand hinter mir herläuft im echten Leben und sagt ‘Sophie, Sophie, Sophie’.
Martin: Viele Anwendungen wie die, die wir jetzt testen, kann man auch vom PC aus oder sogar vom Smartphone ansteuern.Spannend ist es aber natürlich mit einer VR-Brille, wo man zum Beispiel auch Controller in den Händen hat und diese Hände auch getrackt werden, sodass man damit seine Arme bewegen kann. Also in dem Fall die Arme seines Avatars. Ein Vorgeschmack auf die Arbeitswelt der Zukunft geben Apps wie Horizon Workrooms oder Horizon Venues, wo man sich im dienstlichen Zusammenhang treffen kann, beispielsweise Konferenzen abhalten kann mit Arbeitskollegen, wo man auch digitale Präsentationen zeigen kann.
Sophie: Jetzt sitze ich hier quasi am Tisch, kann hier meine Hände auflegen. Okay, sie gehen unter den Tisch, aber trotzdem vom Prinzip könnte ich das machen. Jetzt habe ich hier verschiedene Möglichkeiten. Ich kann hier zum Beispiel wie bei Zoom oder Teams kann ich mein Micro ein und ausschalten. Ah, und jetzt ist es super cool. Vorher war ich in meinem eigenen Raum und hatte einen kleinen eigenen Schreibtisch vor mir. Jetzt sitze ich quasi im Konferenzraum und ich gehe mal davon aus, dass wenn jetzt noch andere Leute in diesem Testraum wären, geradeaus, also vor mir zwei Leute sitzen würden und rechts neben mir. Ich bin jetzt von meinem Konferenztisch aufgestanden, habe meinen Platz quasi verlassen und bin hier ich nach vorne an das Whiteboard gegangen. Alle Leute, wenn hier welche wären, könnten das dann sehen, was ich dann auf diese Tafel schreibe. Es ist wie ein ganz normales Whiteboard in einem anderen Konferenzraum. Es war super interessant. Es war tatsächlich viel besser als gedacht. Ich dachte, was kann das hier für einen Mehrwert im Gegensatz zum Videocall bieten. Aber dadurch, dass hier alles 3D ist, ich mit meinem Avatar quasi durch den Raum laufen kann, von links nach rechts am Whiteboard gehen kann, ich mich umsetzen kann, wirkt es viel, viel realer. Und obwohl mir auch nur andere Avatare gegenübersitzen, habe ich das Gefühl, ich kann direkt mit meinen Kolleginnen und Kollegen kommunizieren.
Martin: Sophie ist eine ganz schön lange Zeit in der virtuellen Welt unterwegs und da macht sich auch das Thema Motion Sickness bemerkbar. Sophie muss sich erst mal hinsetzen und was wir noch sehen ist, es gibt zwar alles Mögliche in der virtuellen Welt. Was es aber nicht gibt, ist Nahrung.
Sophie: Ich glaube, bevor wir weitermachen, gehe ich besser was essen, weil mir wird schlecht.
Martin: Verschiedene große Tech-Konzerne wetteifern darum, im Metaverse die Nase vorn zu haben oder sogar so was wie der Veranstalter des Metaverse zu sein. Mark Zuckerberg hat seinen Konzern Facebook extra in Meta umbenannt. Er investiert Milliarden in diese neue Zukunftsplattform. Entscheidende Herausforderung für die Zukunft des Wettbewerbs ist, diese verschiedenen Teilwelten Entertainment, Socializing, Gaming, Arbeitswelt zusammenzubringen in ein Metaverse. Ein Metaverse, das man mit einem Avatar betritt, in dem man im Optimalfall auch mit einer Währung bezahlt. Wenn es das gibt, dann können wir wirklich von einem Metaverse sprechen.