Into the cold – zum Ground Zero des Klimawandels

IntoVR Grönland 360 Video Maria Menzel
(IntoVR-Autorin Maria Menzel in Grönland)

Schroffe Felsen, bunte Häuser, tiefe Fjorde und Eisberge, die vor dem Küchenfenster vorbei schwimmen: Wo auf der Welt wenn nicht in Grönland sollte man so viele spannende VR-Motive finden? Wäre da nur nicht der viele Schnee – und eine Einschränkung, die durchaus ihre Vorteile hat.

von Maria Menzel

Es war einer meiner lang gehegten VR-Reporter-Wünsche: Ich wollte mit der 360-Grad-Kamera nach Grönland fliegen – unbedingt! Ich hatte unzählige bewegte und unbewegte 2D-Bilder gesehen, Fotos, Dokumentationen, Texte gelesen über die Natur, die Menschen und über den Klimawandel, der auch mich auf die Insel ziehen sollte, die zu 80 Prozent von Gletschereis bedeckt ist.

Grönland gilt als Ground Zero des Klimawandels. Während sich die Erde insgesamt in den vergangenen hundert Jahren um 1°C erwärmt hat, ist sie in Grönland um 2°C wärmer geworden.

IntoVR 360video Grönland Maria Menzel

Warum ist das so? Und wie beeinflusst dieser Wandel das Leben der Menschen, deren Existenz von der Planbarkeit von Eis- und Nicht-Eis abhängt? Das ist eines meiner Themen.

Ich zog also los – im Gepäck vier verschiedene 360-Grad-Kameras, drei Dutzend kälteresistente Akkus und die Überzeugung, dass nirgendwo auf der Welt so viele großartige VR-Motive zu finden sein würden wie in Grönland.

Ich lande in Ilullisat, der mit 5000 Einwohnern drittgrößten Siedlung des Landes, bei -20°C und Sonnenschein. Eingepackt in einen Thermo-Ganzkörperanzug stürze ich mich mit der Kamera voran ins Schneegestöber.

Ich filme bunte Häuser hier und bunte Häuser dort und den Fjord und den Schnee. Und dann noch mehr Schnee. Und noch mehr Schnee – bis alle Plätze in diesem kleinen Ort verfilmt scheinen und die Schneebilder mit den Schneebildern verschwimmen.

Man muss wissen, dass viele Orte in Grönland zwar über eine extrem Hohe Taxi-Pro-Kopf-Quote, nicht jedoch über Verbindungsstraßen zu anderen Orten verfügen. In Grönland fliegt man – Flugzeug, Kleinflugzeug oder Helikopter, im Sommer fährt man auch mit dem Schiff. Die Entfernungen sind schlichtweg zu weit, das Gelände zu unwegsam. Man kann nicht einfach in einen anderen Ort fahren, um neue Motive zu finden. Und nun?

Ich beschließe, die Augenhöhe zu verlassen, auf der die Kamera in der Regel auf dem Stativ steht, um das Erlebnis für den Zuschauer so aussehen zu lassen, als würde er selbst in der Szenerie stehen. Ich stelle das Stativ in die Ecke und lege die Kamera direkt in den Schnee, sodass die Eiskristalle beim Schauen später an der Nasenspitze kratzen. Ich lege sie auf und unter aufgebrochene Eisschollen, sodass der Betrachter in einer Eishöhle sitzt – und darf beim Stitchen freudig feststellen, dass die gute alte Kombination aus Gopro-Kameras und 250°-Entaniya-Linsen nicht nur trotz des vielen Weiß’, sondern auch trotz der Enge einen unerwartet guten Job macht.

Manchmal ist es gut, wenn man die Rahmenbedingungen nicht ändern kann – weil es einen zwingt, neue Perspektiven zu finden, neue Bilder, Kreativität erfordert. Meine vielen großartigen VR-Motive habe ich dadurch jedenfalls gefunden – wenn auch zum Teil andere als erwartet.

Die VR-Doku von IntoVR auf der Website von Blick.
Die VR-Doku von IntoVR auf der Website von Blick.

Der 360°-Film von Maria Menzel über Grönland und den Klimawandel ist am 22.Dezember 2018 bei Blick erschienen. Bereits am 03. August 2018 veröffentlichten die Journalisten des Schweizer Medienhauses Ringier eine Reisereportage in 360° – aufgenommen auf der gleichen Drehreise von IntoVR-Videojournalistin Maria Menzel in Grönland.

IntoVR 360video Grönland Maria Menzel