360°-Video beim Deutschen Reporterpreis nominiert

Wow, das ist eine Auszeichnung! Beim Deutschen Reporterpreis 2017 ist das 360°-Video „Was wollten Sie in Berlin?!“ von Michael Ginsburg, Martin Heller und Christiane Wittenbecher in der Kategorie „Webvideo“ nominiert.

„Diese Nominierung – das ist für uns als Journalisten eine Riesen-Ehre“, freut sich IntoVR-Gründer Martin Heller. „Und dass ein 360°-Video beim Deutschen Reporterpreis nominiert ist, das ist auch eine Würdigung der Form des Virtual-Reality-Journalismus insgesamt, dieser jungen Disziplin, die noch so viel Potential hat.“

„Ich bin super happy und dankbar“, ergänzt Reporterin Christiane Wittenbecher, „weil das für uns auch eine Würdigung ist dieser unglaublichen Recherche, die wir da reingesteckt haben“.

Das Videoprojekt, das die beiden IntoVR-Autoren gemeinsam mit dem Journalisten Michael Ginsburg in Berliner Gedenkstätte Hohenschönhausen umgesetzt haben, geht über ein klassisches 360°-Video hinaus.

Die Reporter haben ihre Recherchen in Protokollen und Gesprächen mit Zeitzeugen über die Abläufe im ehemaligen Untersuchungsgefängnis der DDR, den Psycho-Terror der Stasi-Vernehmer und den Umgang der Wärter mit den Dissidenten in ein VR-Drehbuch übersetzt und mit Schauspielern dargestellt.

(First-Person-View. Hier wird der Häftling, somit der Zuschauer fotografiert. Foto: Christiane Wittenbecher)
First-Person-View. Hier wird der Häftling, somit der Zuschauer fotografiert (Foto: Christiane Wittenbecher)

 

Dabei ist der Zuschauer mit Virtual-Reality-Brille jedoch nicht bloß Beobachter. Er wird vielmehr für neun Minuten zum Beteiligten, zum Häftling in dem Gefängnis. Schauspieler wie Udo Schenk und Marlon Kittel, mit original Stasi-Uniformen und Requisiten ausgestattet, schreien den Zuschauer an, fragen ihn aus, sperren ihn ein. So verdeutlichen die Reporter in dem experimentellen 360°-Film, wie sich Häftlinge früher gefühlt haben können.

 

Das Stasi-Gefängnis Berlin Hohenschönhausen im 360°-Film von IntoVR. Zuschauer mit VR-Brille sind selbst im Mittelpunkt des Geschehens und werden von Schauspielern in Stasi-Uniformen und mit original Requisiten wie politisch Gefangene der DDR-Diktatur behandelt
Das Stasi-Gefängnis Berlin Hohenschönhausen im 360°-Film. Zuschauer mit VR-Brille sind selbst im Mittelpunkt des Geschehens und werden von Schauspielern in Stasi-Uniformen und mit original Requisiten wie politisch Gefangene der DDR-Diktatur behandelt.

 

Ein „Erlebnis“ basierend auf Fakten, „Faction“, also eine Mischung aus Facts und Fiction, nennt Christiane Wittenbecher die ungewohnte Gattung. Sie hat das Drehbuch in Abstimmung mit den Co-Autoren geschrieben. „Wie fühlt sich das an, wie ist das, von einem Zellennachbarn, der ein Spion ist, ausgefragt zu werden?“, erläutert sie die Motivation für die besondere Form in einem kurzen Video, das die Reporter aus Anlass der Nominierung aufgenommen haben. „Man durchlebt alle Stationen, die ein Stasi-Gefangener hatte“, so Michael Ginsburg.

„Diese Geschichte eignet sich ganz besonders für immersiven Videojournalismus, weil wir Menschen hier nicht nur an einen anderen Ort ‚teleportieren’ können, sondern auch in eine andere Zeit“ – Martin Heller, der für die Kameraarbeit bei dem 360°-Projekt verantwortlich war.
„Diese Geschichte eignet sich ganz besonders für immersiven Videojournalismus, weil wir Menschen hier nicht nur an einen anderen Ort ‚teleportieren’ können, sondern auch in eine andere Zeit“ – Martin Heller, der für die Kameraarbeit bei dem 360°-Projekt verantwortlich war

 

Der Deutsche Reporterpreis ist einer der renommiertesten Journalistenpreise. Er soll herausragende Reportagen in verschiedenen Gattungen auszeichnen und wird vergeben vom Reporterforum e.V., einem Netzwerk deutscher Journalisten. Der Preis wird am 11. Dezember in einer Gala in Berlin vergeben.

 

Schauspieler Marlon Kittel spielt einen Zellennachbarn, der den Nutzer der VR-Experience ausspionieren möchte.
Schauspieler Marlon Kittel spielt einen Zellennachbarn, der den Nutzer der VR-Experience ausspionieren möchte.

Die Jury ist regelmäßig prominent besetzt, in diesem Jahr setzt sie sich zusammen aus den Journalisten Nikolaus Brender, Astrid Csuraji, Matthias Eberl, Michael Ebert, Sylke Gruhnwald, Richard Gutjahr, Rainer Hank, Tina Hildebrandt, Claus Kleber, Caren Miosga, Anja Reschke, Evelyn Roll, Vera Schroeder, Jessica Schober, Regine Sylvester, Pauline Tillmann, Dominik Wichmann, Armin Wolf und Diana Zinkler; die Autoren Axel Hacke, Ildikó von Kürthy, Sascha Lobo und Christine Westermann, den Verlegern Michael Krüger und Helge Malchow, der Schauspielerin Gesine Cukrowski, dem Schauspieler Ulrich Matthes, dem TV-Produzenten Friedrich Küppersbusch und der Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Wehling.

 

(Alle Schauspieler, hier Milton Welsch, agieren direkt zur 360°-Kamera, sprechen somit den Zuschauer direkt an. Foto: Martin Heller)
Ungewohnt: Alle Schauspieler, hier Milton Welsch, agieren direkt zur 360°-Kamera, sprechen somit den Zuschauer direkt an.