Drei Kameras, 45 Minuten, 140 Gigabyte für ein Gespräch

Miteinander reden statt übereinander: Das ist das Ziel von Ertun Kartal. Deshalb hat er einen AfD-Politiker gemeinsam mit der Journalistin Cigdem Toprak zum Gespräch geladen, in seine Shishabar in Hanau. Susanne Höb hat es für WELT gedreht.

Schon die Eckdaten klingen nach Zündstoff: Shishabar, Hanau, AfD. Doch eigentlich wollte Kartal schon vor den Anschlägen mit einem AfD-Politiker oder -Wähler sprechen. Ihn treibt um: Warum wählen Menschen diese Partei? Welche Ansichten haben sie?

Harald Walter (AfD) stellt sich den Fragen von Shishabar-Besitzer Ertun Kartal. (Foto: Into VR & Video)
Harald Walter (AfD) stellt sich den Fragen von Shishabar-Besitzer Ertun Kartal.

Nach dem rassistischen Attentat, bei dem neun Menschen in zwei Shishabars und die Mutter des Täters ermordet wurden, ist ihm dieses Gespräch nur umso wichtiger. Harald Walter, Sprecher des Ortsverbandes Hanau & Großkrotzenburg, ist dazu bereit. Die Moderation übernimmt Cigdem Toprak, Journalistin von WELT.

Drei Kameras im Einsatz

Susanne Höb von Into VR & Video ist für Dreh und Schnitt verantwortlich. Insgesamt kommen drei Kameras zum Einsatz, um alle Beteiligten im Blick zu haben. Für die Hauptpositionen sind das eine Sony PXW-FS5 II und eine Canon EOS C300.

Die kombinieren die Eigenschaften von Camcordern und DSLR-Kameras: Sie können auch über längere Strecken durchgängig drehen. Andere Kameras schalten sich bei zu großem Datenstrom ab oder überhitzen. Gleichzeitig erhalten die Bilder einen ästhetischen Look durch den Einsatz von lichtstarken Wechselobjektiven.

Die Sony FS5 leistet gerade bei langen Drehs gute Dienste. (Foto: Into VR & Video)
Die Sony FS5 leistet gerade bei langen Drehs gute Dienste.

Diese beiden Kameras zeichnen nahe Einstellungen auf. So kann man die Emotionen von Toprak, Kartal und Walter im Verlauf der Unterhaltung gut verfolgen.

Mehr Raumeindruck mit dem iPhone

Um die Protagonisten im Raum zu verorten und für mehr Abwechslung in den Perspektiven nimmt ein iPhone zusätzlich eine Totale auf. Hier ist die weitwinklige Linse des iPhone 11 hilfreich, weil so tatsächlich alle drei gut ins Bild passen.

Sony und iPhone nehmen in 4K auf. So kann Susanne Höb im Schnitt die Bildausschnitte flexibel anpassen, denn das Video selbst ist am Ende FullHD, also halb so groß.

Beim Dreh mit dem iPhone 11 verwendet Susanne Höb die App Filmic Pro. (Foto: Into VR & Video)
Beim Dreh mit dem iPhone 11 verwendet Susanne Höb die App Filmic Pro.

Die vielen Kameras sind natürlich nützlich, um das Gespräch bestmöglich einzufangen. Doch gleichzeitig verursacht es neue Herausforderungen: Es gibt viel Material, das gehandelt und synchronisiert werden muss.

Herausforderung Data Wrangling

140 Gigabyte Rohmaterial müssen am Ende auf den Rechner transferiert werden. Mit dem Laptop lässt sich das gut auf der Zugfahrt erledigen.

Ebenso wie die Synchronisation, bei der die Software Plural Eyes hilft. Nachdem das Material in das Programm geladen ist, reicht ein Klick und es synchronisiert alle Clips automatisch miteinander. Danach exportiert Höb das Ergebnis als XML-File.

Welt-Journalistin Cigdem Toprak moderiert das Gespräch.

Adobe Premiere kann dieses File problemlos interpretieren und erstellt damit eine Sequenz mit insgesamt drei Video- und fünf Tonspuren. Sony und Canon haben jeweils zwei unterschiedliche Tonquellen aufgenommen. Um den Überblick zu behalten, hilft es, die Spuren unterschiedlich einzufärben.

Dann heißt es, die wichtigsten Inhalte des Gesprächs herauszufiltern. Insgesamt redeten Kartal und Walter 45 Minuten miteinander. Am Ende stehen 16 Minuten Video. Den Austausch zwischen den beiden unterschiedlichen Protagonisten kann man auf WELT anschauen.

Das ist Into VR & Video

Wir produzieren innovatives Bewegtbild: Online-, Social-Media-Videos, 360°-Filme, VR Storytelling. Ausgezeichnet mit dem Photokina Motion Picture Award und dem Deutschen Reporterpreis. Auch als DozentInnen für Workshops und SpeakerInnen aktiv.